09 – OECD-Lernkompass – Die Neudefinition von Zukunfts-Bildung

Der OECD-Lernkompass 2030 beschreibt eindrucksvoll, wie ZukunftsBildung tiefgreifend anders gestaltet sein muss, um uns alle zukunftsfit zu machen für eine humane und nachhaltige Zukunftsgestaltung

Hier soll der „OECD-Lernkompass 2030“ des OECD-Projekts „Future of Education and Skills 2030“ für sich selbst sprechen. Der nachfolgende Text besteht daher ausschließlich auch Zitaten aus diesem Werk. Diese Kompass ist verfasst speziell für die tiefgreifende Transformation der schulischen Bildung von der viel zu einseitigen Wissensvermittlung zum Erwerb von zukunftsnotwendigen Werten, Haltungen und Kompetenzen. Er hat in seinen Grundaussagen jedoch Gültigkeit und höchste Relevanz für jegliche andere Lebensphase, also für lebenslanges persönliches Lernen und Fortbildung in Unternehmen oder jeder sonstigen Organisation.

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Aus dem Vorwort von Andreas Schleicher, OECD-Direktor für Bildung und Kompetenzen

„Die Welt belohnt uns nicht mehr allein für das, was wir wissen – Google weiß ja schon alles –, sondern für das, was wir mit dem, was wir wissen, tun können. In der Zukunft wird es darum gehen, die künstliche Intelligenz von Computern mit den kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten und Werten von Menschen zu verknüpfen. Es werden unsere Vorstellungskraft, unser Bewusstsein und unser Verantwortungsgefühl sein, die uns helfen werden, Technologien zu nutzen, um die Welt zum Besseren zu gestalten. Erfolg in der Bildung heißt heute nicht nur Sprache, Mathematik oder Geschichte, sondern ebenso Identität, Handlungsfähigkeit und Sinnhaftig- keit. Es geht darum, Neugier und Wissensdurst zu wecken, den Intellekt für Neues zu öffnen. Es geht um Mitgefühl, darum, die Herzen zu öffnen. Und es geht um Mut, um die Fähigkeit, unsere kognitiven, sozialen und emotionalen Ressourcen zu mobilisieren. Das werden auch unsere besten Mittel gegen die gößten Bedrohungen unserer Zeit sein: die Ignoranz – der verschlossene Verstand, der Hass – das verschlossene Herz – und die Angst – der Feind von Handlungsfähigkeit…

Dazu müssen wir in einer stärker integrierenden Weise denken; unsere Fähigkeit, Unwägbarkeiten und Mehrdeutigkeiten zu überwinden, wird zum Schlüssel. Kreativität in der Lösung von Problemen erfordert, dass wir die Folgen unseres Handelns mit Verantwortungsbewusstsein sowie mit moralischer und intellektueller Reife bedenken, sodass wir unser Handeln im Lichte von Erfahrungen sowie persönlichen und gesellschaftlichen Zielen reflektieren können. Bei der Wahrnehmung und Bewertung dessen, was in einer bestimmten Situation richtig oder falsch, gut oder schlecht ist, geht es um Ethik…

Die Quintessenz ist, dass wir, wenn wir der technologischen Entwicklung voraus sein wollen, die Qualitäten finden und verfeinern müssen, die einzigartig für uns Menschen sind. Dieses Vermögen gilt es zu entwickeln, damit sich unsere Fähigkeiten und die unserer Computer ergänzen können und nicht miteinander konkurrieren.

Vor diesem Hintergrund wurde der OECD Lernkompass 2030 in einer internationalen Zusammen- arbeit von Verantwortlichen aus Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft der OECD-Staaten entwickelt.“

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Projekthintergrund – Die grundlegende Frage

„Wie können wir Lernende auf Arbeitsplätze vorbereiten, die noch nicht existieren? Wie können wir sie befähigen, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, die noch nicht absehbar sind, und Technologien zu nutzen, die es noch nicht gibt? Was brauchen Lernende, um sich in einer vernetzten Welt zurechtzufinden, in der sie verschiedene Perspektiven und Weltanschauungen verstehen und wertschätzen, respektvoll mit anderen interagieren und verantwortungsbewusst für Nachhaltigkeit und kollektives Wohlergehen eintreten sollen?

Die Zukunft ist naturgemäß unvorhersehbar. Wenn wir uns jedoch auf einige der Megatrends einstellen, die sich heute weltweit zeigen, können wir lernen und unseren Kindern bei dem Lernprozess helfen, sich an das, was die Zukunft bringen mag, anzupassen, es erfolgreich zu bewältigen und sogar mitzugestalten. Lernende bedürfen der Unterstützung, damit sie nicht nur Kenntnisse und Kompetenzen, sondern auch Einstellungen und Werte entwickeln, von denen sie sich zu ethischem und verantwortungsvollem Handeln leiten lassen können. Gleichzeitig benötigen sie Möglichkeiten und Gelegenheiten, um ihr kreatives Potenzial zu entfalten, damit sie dazu beitragen können, die Menschheit in eine vielversprechende Zukunft zu führen.

Wandel – sogar rascher Wandel – ist Teil des Lebens; er kann sowohl Ursache von Un- gleichheit sein als auch eine Chance bieten, Ungleichheiten zu beseitigen. Durch die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert brach beispielsweise eine Kluft auf zwischen denen, die davon profitierten, und denen, die keinen Nutzen daraus zogen. Die Folge war eine Zeit des „sozialen Schmerzes“ in der Gesellschaft. Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht wurde jedoch der Zugang zu Bildung verbessert. Dadurch konnten mehr Menschen zur industriellen Revolution beitragen und von ihr profitieren; auf die Zeit des „sozialen Schmerzes“ folgte eine Zeit der ‚Prosperität’…

In dem Maße, wie Regierungen wie die deutsche ihre wirtschaftlichen Strategien angesichts neuartiger Herausforderungen – wie des sich exponentiell beschleunigenden technologischen Wandels – überarbeiten, bedarf es dringend sinnvoller und einschlägiger Veränderungen im Bildungswesen, um eine inklusivere und nachhaltigere Entwicklung nicht nur für wenige Privilegierte, sondern für alle zu ermöglichen. Dabei stellen sich drängende ethische Fragen im Zusammenhang damit, wie wir unsere verfügbaren Kenntnisse und Kompetenzen einsetzen können, um neue Produkte und Möglichkeiten zu schaffen. Um die Phase des ’sozialen Schmerzes‘ zu verkürzen und die Phase der ‚Prosperität‘ für alle so weit wie möglich zu verlängern, müssen auch die Bildungssysteme einen transformativen Wandel durchlaufen (siehe. Abbildung am Ende dieses Textes).

Damit Bildung Schritt halten kann mit dem technologischen Wandel und anderen sozialen und ökonomischen Veränderungen, müssen wir zunächst erkennen, was Computer zu leisten vermögen und was nicht. Abstrakte Aufgaben, manuelle Aufgaben, Aufgaben, für die komplexe Kontextinformationen benötigt werden, und Aufgaben, die ethische Entscheidungen erfordern, können Computer und künstliche Intelligenz nicht so gut lösen wie Menschen. Gut bewältigen können sie hingegen manuelle Routineaufgaben, nicht routinemäßige manuelle Aufgaben und kognitive Routineaufgaben…

Teils auch infolge dieser Veränderungen hat sich der Charakter der Arbeit in den vergan- genen 50 Jahren gewandelt. Seit 1960 verwenden Menschen erheblich mehr Arbeitsstunden auf nicht routinemäßige Aufgaben, die komplexes analytisches Denken und interpersonelle Kompetenzen erfordern. Und dies ist nur eine der zahlreichen Veränderungen, die sich auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene vollziehen. Folglich muss sich auch unser Verhältnis zur Arbeit, zu unseren Mitmenschen und zu unserer Umwelt verändern.

Diese Fragen und Sorgen hinsichtlich bisher ungekannter sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen haben zunehmend an Dringlichkeit gewonnen. Daher stellte der OECD-Ausschuss für Bildungspolitik 2015 fest, wie wichtig es ist, den größeren Zusammenhang – nämlich die längerfristigen Herausforderungen für die Bildung – aus einer weiteren Perspektive zu betrachten, während die politischen Entscheidungsträger sich mit den eher kurzfristigen, unmittelbar anstehenden politischen Problemen befassten…

Kennzeichnend für das 21. Jahrhundert sind bislang eine durch weltweite Kommunikation geförderte Verflechtung der Staaten, eine durch die sozialen Medien beschleunigte Dezentralisierung von Macht, ein Wiedererstarken von Nationalismen und eine Zunahme terroristischer Anschläge. Die Arbeitsplätze zeichnen sich durch flachere Hierarchien und mehr Offenheit, Flexibilität und Transparenz aus; in Organisationen wird Teamarbeit mehr geschätzt als hierarchische Strukturen.

Es ist auch das Zeitalter beschleunigter technischer Innovationen, wie cyberphysischer Technologie (soziale Medien, künstliche Intelligenz, 3-D-Druck, Robotik) und vieler weiterer. Diese Innovationen bergen Chancen wie auch Herausforderungen und werfen ebenfalls ethische und moralische Fragen auf. Die sozialen Medien haben manchen Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet, und die Geschäftsmodelle haben sich gewandelt und umfassen nun auch die „Sharing Economy“. Durch das soziale Un- ternehmertum wurde die Diskussion über unternehmerische Tätigkeit auf eine breitere Grundlage gestellt und befasst sich jetzt auch mit deren Zweck. Einige Unternehmerinnen und Unternehmer betrachten die Erwirtschaftung von Gewinnen nicht als den einzigen Zweck ihrer Geschäfte, sondern zählen hierzu auch die soziale Wertschöpfung sowie die Lösung der drängendsten gesellschaftlichen Probleme. Die Unternehmen bewegen sich weg von einem Modell der „sozialen Unternehmensverantwortung“ hin zu Modellen der „Schaffung gemeinsamer Werte“…

Die Paradigmen haben sich verschoben, sodass die Umwelt nun als umfassenderes Ökosystem wahrgenommen wird, von dem die Menschen nur ein Teil sind. Von den Menschen wird erwartet, dass sie mit der Natur koexistieren. Hierauf gründet das aktuelle Bestreben, nicht nur für das Wohlergehen der Menschen, sondern auch für das des Planeten zu sorgen. Damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, müssen alle aktiv werden. Um die Entwicklung von der „Arbeitsteilung“ zur „geteilten Verantwortung“ zu ermöglichen, muss jeder und jede die Kompetenzen, die Kenntnisse und den Wunsch haben, einen Beitrag zu leisten. Im Bildungssektor sind bereits einige Verän- derungen erkennbar. Schulen werden nicht mehr als in sich geschlossene Entitäten gesehen, sondern als Teil eines größeren Ökosystems, in dessen Rahmen sie agieren. Einige Schulen kooperieren miteinander und bilden gemeinsam mit anderen Netzwerke und Partnerschaften. Manche Schulen arbeiten mittlerweile auf breiterer Ebene mit anderen Organisationen ihres kommunalen bzw. regionalen Umfelds zusammen, wie wissenschaftlichen Einrichtungen, Theatern, Hochschulen, sozialen Dienstleistern sowie Technologie- und sonstigen Unternehmen; dabei können sich Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen und Kenntnisse aneignen, die von Arbeitgebern und anderen Mitgliedern des Gemeinwesens als entscheidend erachtet werden…

Aus diesen Gründen werden Curricula künftig eher dynamisch als statisch sein müssen. Sie werden nicht lineare Lernwege ermöglichen, anstatt davon auszugehen, dass alle Lernenden lineare Fortschritte mittels eines einzigen standardisierten Lernwegs machen können. Sie werden flexibler und stärker auf die Bedürfnisse der und des Einzelnen zugeschnitten sein müssen, damit alle Lernenden ihre einzigartigen Begabungen entwickeln und so ihr volles Potenzial ausschöpfen können…

Im Sinne dieses Wandels hat sich auch die Wahrnehmung einer ge- meinsamen Verantwortung für das Bildungssystem und das Engagement seiner Akteure herausgebildet: Entscheidungen werden nicht länger von einer ausgewählten Personengruppe kontrolliert, sondern von den Interessenträgern des Bildungssystems gemeinsam getroffen, etwa von Eltern, Arbeitgebern, Gemeinden und Lernenden. Außerdem arbeiten alle Bildungsakteurinnen und -akteure immer stärker zusammen und übernehmen Verantwortung für die Bildung der Lernenden – auch die Lernenden selbst. Statt dass das Bildungssystem über die Lernenden entscheidet, sind diese neben den Lehrkräften und Schulleitungen zu aktiven Teilnehmenden geworden, zu Akteuren und Akteurinnen des Wandels im System, und sie lernen, für ihr eigenes Lernen Verantwortung zu übernehmen…

Und die Bewertung hat sich ebenfalls verschoben: von ausschließlich standardisierten Tests zu unterschiedlichen Arten von Bewertungen für unterschiedliche Zwecke…

Im Sinne dieser Veränderungen haben sich Fokus und Zielrichtung der Überwachung der Leistung des Bildungssystems verändert: von der herkömmlichen Wertschätzung von Rechenschaftspflicht und Einhaltung von Standards zur kontinuierlichen Verbesserung des Systems durch das Feedback auf allen Systemebenen.

Am wichtigsten ist aber, dass sich die Rolle der Schülerinnen und Schüler im Bildungssystem derzeit ändert. Sie werden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die nach den Vorgaben von Lehrkräften im Unterricht lernen, mit zunehmender Selbstständigkeit zu aktiv Partizipierenden und tragen zur Gestaltung des Unterrichts bei.“

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Die 7 Dimensionen des OECD Lernkompasses

„Wie ein Kompass, der dem oder der Reisenden zur Orientierung dient, zeigt der OECD Lernkompass 2030 das Wissen, die Skills, die Haltungen und Werte, die Schülerinnen und Schüler benötigen, um den Veränderungen in unserer Umwelt und unserem Alltag nicht passiv ausgesetzt zu sein, sondern zur Gestaltung einer wünschenswerten Zukunft aktiv beizutragen. Der OECD Lernkompass 2030 besteht aus sieben Elementen:

1. Student Agency und Co-Agency

Student Agency ist definiert als die Überzeugung, dass Schülerinnen und Schüler den Willen und die Fähigkeit haben, ihr eigenes Leben und die Welt um sie herum positiv zu beeinflussen, sowie die Kapazität, sich ein Ziel zu setzen, zu reflektieren und verantwortlich zu handeln, um Veränderungen herbeizuführen. Student Agency hängt zusammen mit der Entwicklung einer eigenen Identität und einem Zugehörigkeitsgefühl. Wenn Schülerinnen und Schüler Agency entwickeln, tun sie dies vor dem Hintergrund von Motivation, Hoffnung, Selbstwirksamkeit und einer wachstumsorientierten Haltung (dem Verständnis, dass Fähigkeiten und Intelligenz weiterentwickelt werden können) auf einem Weg, dessen Ziel das eigene und das gesellschaftliche Wohlergehen ist. Dies gibt ihrem Handeln Sinn und Orientierung und zeigt ihnen einen Weg, sich zu entfalten und in der Gesellschaft erfolgreich zu sein. Die Lernenden entdecken und entwickeln ihre eigenständige Handlungs- und Gestaltungskompetenz (Agency) und üben sie in sozialen Kontexten aus. Hier kommt die Co-Agency als unterstützende Haltung ins Spiel. Schülerinnen und Schüler entwickeln Co-Agency in interaktiven, sich gegenseitig unterstützenden und bereichernden Beziehungen mit den Gleichaltrigen, mit Lehrkräften, Eltern und Gemeinschaften in organischer Weise in einem umfassenderen Ökosystem des Lernens.

2. Transformationskompetenzen

Um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern, muss Schülerinnen und Schülern die Handlungskompetenz und das Gefühl vermittelt werden, dass sie zur Gestaltung einer Welt beitragen können, in der Wohlergehen und Nachhaltigkeit für sie selbst, für andere und für den ganzen Planeten erreichbar sind. Der OECD Lernkompass 2030 stellt drei „Transformationskompetenzen“ heraus, die Schülerinnen und Schüler benötigen, damit sie erfolgreich sind, zu unserer Welt beitragen und eine bessere Zukunft gestalten können: Schaffung neuer Werte, Ausgleich von Spannungen und Dilemmata sowie Verantwortungsübernahme.

3. Lerngrundlagen

Der OECD Lernkompass 2030 definiert die Lerngrundlagen (core foundations) als Voraus- setzungen und Grundlagen für das weiter- führende Lernen in allen Curriculumbereichen: Schlüsselkompetenzen, Wissen sowie Haltungen und Werte. Diese zentralen Grunlagen bilden die Basis für die Entwicklung von Student Agency (Handlungs- und Gestaltungskompetenz) und Transformationskompetenzen. Alle Schüler und Schülerinnen benötigen eine solide Grundlage, damit sie ihr Potenzial entfalten und einen verantwortlichen Beitrag zur Gesellschaft als deren gesunde Mitglieder leisten können.

4. Wissen

Im OECD Lernkompass 2030 umfasst Wissen theoretische Konzepte und Ideen neben praktischem, bei der Erfüllung bestimmter Aufgaben gewonnenem Verständnis. Das Projekt Education and Skills 2030 hat vier verschiedene Arten von Wissen herausgestellt: disziplinäres Wissen, interdisziplinäres Wissen, epistemisches Wissen und prozedurales Wissen.

5. Skills

Skills sind die Fähigkeiten und das Vermögen, Aufgaben durchzuführen sowie das eigene Wissen verantwortungsvoll zu nutzen, um ein Ziel zu erreichen. Der Lernkompass 2030 der OECD unterscheidet drei verschiedene Arten von Skills: kognitive und metakognitive Skills, soziale und emotionale Skills sowie praktische und physische Skills

Soziale und emotionale Skills wie etwa Durchhaltevermögen, Selbstkontrolle, Verantwortung, Neugierde und emotionale Stabilität sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme und Leistung in der Schule… Neuere Studien zeigen, dass soziale und emotionale Skills ebenfalls direkten Einfluss auf beruflichen Status und Einkommen haben. Tatsächlich können soziale und emotionale Skills ebenso bedeutend sein – manchmal sogar noch wichtiger – als kognitive Skills im Hinblick auf die Aussichten auf eine zukünftige Beschäftigung…

Zusätzlich gilt: Soziale und emotionale Skills wie Empathie, Selbstwahrnehmung, Respekt gegenüber anderen Menschen ebenso wie kommunikative Skills werden mit zunehmender ethnischer, kultureller und sprachlicher Vielfalt in Klassenzimmern und an Arbeitsplätzen unerlässlich. Um diesen globalen Zusammenhängen gerecht zu werden und darauf zu reagieren, kann Bildung diejenigen sozialen und emotionalen Skills fördern, welche in Verbindung mit kognitiven Skills zu sehen sind. Soziale und emotionale Skills wie „Empathie“ erfordern beispielsweise kognitive Skills wie „andere Perspektiven einnehmen“. Dabei können auch solche Haltungen und Werte vermittelt werden, die Kinder und Jugendliche in einer diversen Gesellschaft für inklusiveres und reflektierteres Verhalten benötigen, zum Beispiel Offenheit und Respekt für andere Individuen. Dieses beschriebene Bündel an Skills ist als globale Kompetenz zu verstehen…

Praktische Skills werden oft mit handwerklichem Geschick und Handwerkskunst assoziiert. Dabei stehen sie in einem weitaus breiteren Anwendungsspektrum. Sie werden beispielsweise für alltägliche Handlungen benötigt, wie Ankleiden, Körperhygiene, Essenszubereitung, Erledigen von Schreibarbeiten oder Technologienutzung jeglicher Art. So werden für die Bedienung von Smartphones und die Kommunikation per Textnachricht praktische Skills zum Erstelen und Versenden von Nachrichten mittels einer kleinen Tastatur gebraucht.

(Siehe zu den Zukunftskompetenzen auch die unterste Grafik aus Singapur)

6. Haltungen und Werte

Haltungen und Werte verweisen auf die Prinzipien und Überzeugungen, die die Entscheidungen, Urteile, Verhaltensweisen und Handlungen der oder des Einzelnen auf dem Weg zu dem eigenen Wohlergehen und dem der Gesellschaft und der Umwelt beeinflussen. Zur Stärkung und Erneuerung von Vertrauen in die Institutionen und zwischen Gemeinschaften sind mehr Anstrengungen für die Entwicklung gemeinsamer zivilgesellschaftlicher Werte vonnöten, um inklusivere, gerechtere und nachhaltigere Volkswirtschaften und Gesellschaften aufzubauen.

7. Antizipation, Aktion und Reflexion

Der Antizipations-, Aktions- und Reflexions- zyklus (AAR-Zyklus) ist ein iterativer Lernprozess, in dem die Lernenden ihr Denken kontinuierlich verbessern und somit zielgerichtet und verantwortungsvoll handeln. In der Phase der Antizipation überlegen die Lernenden, wie sich ihre heutigen Handlungen auf die Zukunft auswirken können. In der Phase der Aktion entwickeln die Schülerinnen und Schüler den Willen und die Fähigkeit, ihr Handeln auf das allgemeine Wohlergehen auszurichten. In der Phase der Reflexion verbessern die Lernenden ihr Denken und dies führt dazu, dass sie besser für ihr persönliches Wohlbefinden und das Wohlergehen der Gesellschaft und der Umwelt eintreten.“